Verantwortung auf mehreren Schultern

Freitag, 22. Januar 2016
Foto: Habermann/zvw.de

Die Remshaldener Feuerwehr hat einen neuen Kommandanten / Rolf Illg sagte nach drei Amtsperioden: 15 Jahre sind genug

Der Remshaldener Feuerwehrkommandant ist verantwortlich für 139 Männer und Frauen, dafür, dass sie als Truppe funktionieren und alle Rahmenbedingungen erfüllt sind, dass sie ihre Arbeit machen können. Eine große Verantwortung, die eine Person allein an die Grenzen des zeitlich Leistbaren bringt, sagt der scheidende Kommandant Rolf Illg. In Zukunft soll die Last auf mehr Schultern verteilt werden.

Der alte und der neue sind sich in entscheidenden Charakterzügen sehr ähnlich. Sie sind ruhige, sachliche Persönlichkeiten, denen es fernliegt, sich als Chef aufzuspielen. „Feuerwehr ist Teamarbeit“, sagt Tobias Greiner, „keine One-Man-Show.“ Er und sein Vorgänger Rolf Illg haben gemeinsam, dass sie sich nicht aufgedrängt haben als Kommandant. „Ich bin eigentlich jemand, der sich eher im Hintergrund hält“, sagt Illg. In die Position eines Bewerbers für das Kommandantenamt sei er von anderen geschoben worden. Ähnlich war es bei Tobias Greiner, der sich erstmal viel Zeit genommen hat, sich alles gut zu überlegen, bevor er schließlich ja sagte.

Er wog für sich ab, was spricht dafür, was dagegen? Auf der Contra-Liste standen vor allem die große Verantwortung und der Zeitaufwand. Greiner hat vor allem die nächsten eineinhalb Jahre eine hohe Belastung vor sich. So lange braucht der 27-Jährige nämlich noch für die Meisterschule als Industriemechaniker, die in an zwei Abenden beziehungsweise Nachmittagen in der Woche neben dem Beruf bindet. „Manchmal kommt im Leben eben alles auf einmal“, meint er dazu.
Letztendlich wog dann jedoch die Pro- Seite seine Bedenken auf: Die Remshaldener Feuerwehr sei eine tolle Mannschaft und darin auch die Führungsriege mit den Zugführern. „Das hat einfach gepasst“, sagt Greiner. Geholfen hat auch die Aussicht, dass in Zukunft die Verantwortung und die Arbeitsbelastung innerhalb der Führungsriege mehr verteilt werden soll.

Illgs Großprojekt war die Zentralisierung der Feuerwehr

Der Kommandant ist bei der Feuerwehr die Person, bei der alle Fäden zusammenlaufen. Er hat viele Verwaltungstätigkeiten zu leisten, das Personal- und Materialmanagement, die Organisation von Neubeschaffungen und die Abstimmung der Finanzierung mit der Gemeinde, den Übungs- und Ausbildungsplan. Es gibt zwar mehrere andere Führungskräfte, die dabei mitschaffen, aber die letzte Verantwortung hat immer der Kommandant, er muss den Überblick haben und überall Bescheid wissen, was läuft. Der Zeitaufwand bei einer so großen Truppe wie in Remshalden ist für das Ehrenamt eigentlich schon ein Stück zu groß, meint Rolf Illg. Aber für einen hauptamtlichen Kommandanten sei die Truppe eben doch wiederum noch etwas zu klein.
Rolf Illg kam 1979 im Alter von 15 Jahren zur Jugendfeuerwehr, 1982 wechselte er mit 18 zu den Aktiven. Das war damals noch bei der Feuerwehr Grunbach, es gab noch fünf voneinander unabhängige Feuerwehren in jedem der fünf Teilorte. Die Vereinigung zu einer Remshaldener Wehr an einem zentralen Standort in der Alfred-Klingele-Straße war das große Projekt in Rolf Illgs Kommandantenzeit. Das moderne, zentrale Feuerwehrhaus – mit den zwei Außenstellen in Buoch und Rohrbronn – sieht er heute als absolute Stärke an. Nicht nur praktisch, aus Gründen der Effizienz, sondern auch in der Außenwirkung. „Die Remshaldener Feuerwehr ist attraktiv“, sagt er. „Das macht der Standort aus.“ Das sei wie bei einem Sportverein, der gute Sportanlagen habe.

Von der Mitgliederzahl konnte die Wehr unter Rolf Illg sogar zulegen, 139 aktive Feuerwehrleute sind es Stand heute. „Ent- gegen dem Bundestrend“, sagt er. Als Entscheidend dafür sieht er neben dem Standort die traditionell gute Jugendarbeit an: „Die Jugendfeuerwehr ist unsere Nachwuchsschmiede.“ Fast alle aktiven Feuerwehrleute haben die Jugendfeuerwehr durchlaufen.

So auch Tobias Greiner, den die Hauptversammlung am vergangenen Wochenende einstimmig zum neuen Kommandanten gewählt hat. Greiner ist mit 27 Jahren ver- hältnismäßig jung als Führungskraft. Ein Autoritätsproblem gegenüber älteren Kollegen befürchtet er aber nicht. Und auch Rolf Illg sagt: „Er hat ein sehr großes Fachwissen.“ Dass er wisse, wovon er rede, sei die Voraussetzung dafür, dass erst ernst genommen werde.
Als Herausforderung für seine Amtszeit sieht es Tobias Greiner, das Niveau in der Nachwuchsförderung zu halten. Es gebe einige in der Truppe, die älteren Jahrgangs seien. Da könne es mit der Mitgliederzahl in einigen Jahren schon wieder ganz anders aussehen. Auch die Modernisierung des Fuhrparks ist eine Aufgabe, die auf ihn zukommt. „Da gibt es Fahrzeuge, die sind teilweise älter als der neue Kommandant“, scherzt Greiner.
Ein wichtiges Projekt ist für ihn, die Struktur der Feuerwehr breiter aufzustellen, damit die Last der Arbeit auf mehr Schultern verteilt werden kann. Der Verwaltungsaufwand, so der Plan, soll für den Kommandanten etwas vereinfacht werden, indem auch Aufgaben ans Rathaus der Gemeinde abgegeben werden. Rolf Illg nennt als Beispiel einfachere Schreibarbeiten: „Das muss nicht immer der Kommandant machen.“
Rolf Illg hat 15 Jahre lang für die Feuerwehr rangeklotzt und große Teile seiner Freizeit investiert. Zu seinem Rückzug aus dem Amt sagt er: „Man muss rechtzeitig wissen, wann es gut ist. Ich habe an mir schon gemerkt, dass der Verschleiß kommt.“

Wer Rolf Illg und Tobias Greiner so reden hört, dem wird klar: Kommandant der Feuerwehr, das ist kein Job für Schwätzer und Wichtigtuer, sondern einer für ernsthafte Schaffer, die sich selbst nicht wichtiger nehmen als die Sache. Damit sind sie da, wo sie sind, genau richtig. Denn sie entsprechen damit dem Wesenskern der Feuerwehr: Da sind keine Helden gefragt, die großartige Dinge reißen wollen, sondern zuverlässige, besonnene Menschen, die in jeder Situation einen kühlen Kopf bewahren und das Nötige tun.

Quelle: Reinhold Manz - Schorndorfer Nachrichten/ www.zvw.de

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