72 Stunden im Dauereinsatz

Montag, 3. Juni 2024

Eigentlich sollte es ein schönes und ausgelassenes Festwochenende werden. Getränke und Essen waren bestellt und die Aufbauarbeiten liefen auf Hochtouren. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch keiner, welche dramatischen Auswirkungen die Starkniederschläge in den kommenden Tagen haben werden.

Noch in der Nacht auf Samstag erreichten die Auswirkungen der anhaltenden Regenfälle im Oberlauf der Rems die Gemeinde Remshalden. Durch den rasant steigenden Wasserstand griffen die im Vorfeld festgelegte Warnmechanismen. Der kommunale Krisenstab traf sich im Feuerwehrhaus zur Lagebewertung und veranlasste erste Maßnahmen zum Hochwasserschutz.

Die ersten Einsätze ereilten die Wehr am Samstagmorgen. Keller waren vollgelaufen, ebenso blockierte ein umgestürzter Baum die Zufahrt zu einem Wohngebäude. Ständig beobachtete der Stab die Entwicklung der Pegelstände. Da diese weiter stiegen, veranlassten die Entscheidungsträger das vorsorgliche Befüllen von Sandsäcken in Zusammenarbeit mit dem Bauhof. Ebenso fanden Kontrollfahrten im Ortsgebiet statt, um Lageveränderung schnell erkennen zu können. Durch die Unterstützung der Kräfte aus Rohrbronn und Buoch in den verschiedenen Einsatzabschnitt konnten die Vorbereitungen für das Feuerwehrfest fast ungehindert weiter gehen und dieses pünktlich um 16 Uhr beginnen. Die Gesamtlage entspannte sich gegen Abend so weit, dass der Krisenstab personell zurückgefahren wurde.

Doch die Ruhe dauerte nicht lange. Noch vor 8 Uhr alarmierte die Integrierte Leitstelle die Einsatzkräfte zu einem überfluteten Keller. Im weiteren Verlauf des Tages trafen sich der Landrat und Vertreter aus den Kommunen aus dem unteren Remstal am Regenrückhaltebecken Winterbach. Auf Grund des weiterhin vorhergesagten Dauerregens entschieden die Verantwortlichen das Rückhaltebecken schnellstmöglich zu leeren, um für weitere Ereignis gerüstet zu sein. Der Kreis rief daraufhin die „außergewöhnliche Einsatzlage“ aus. Die Krisenstäbe trafen sich wieder. In enger Abstimmung zwischen den Gemeinden Winterbach und Remshalden fand der Aufbau von Sandsackbarrieren an der Grenze zu den geplanten Überflutungsflächen statt. Warnapps informierten die Bevölkerung über das Vorgehen. Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen und die Beobachtungspunkte eingerichtet waren, startete das kontrollierte Ablassen. Auch durch eine Drohne des Technischen Hilfswerkes hatte der Stab jederzeit Blick auf das aktuelle Geschehen und konnte bei Lageveränderung jederzeit eingreifen. Gegen 20 Uhr waren die Maßnahmen erfolgreich beendet.

Keine Stunde später spitzte sich die Lage jedoch dramatisch zu und endete sogar mit einem Katastrophen-Voralarm für den Rems-Murr Kreis. Die Feuerwehrführung erreichte am Sonntagabend die Meldung, dass das Wieslauftal überflutet ist. Vorsorglich wurden daraufhin alle Einsatzkräfte der Feuerwehr Remshalden mobilisiert. Eine Entscheidung die sich als goldrichtig herausstelle. Kurz darauf kam schon Meldungen über vollgelaufene Keller im Gemeindegebiet. Ebenso war die Kreisverbindungstraße zwischen Grunbach und Geradstetten nicht mehr passierbar. Die Flutwelle erreichte in der Nacht auch das mittlere Remstal. Das Einstauen des Regenrückhaltebeckens Winterbach zum Schutz der Kommunen Remsabwärts begann.

Die Vollstauung war am Montagmorgen fast erreicht. Die Gefahr einer extremen Flutwelle drohte. In Absprache ordnete das Landratsamt die Evakuierung der Bevölkerung, welche sich im Bereich eines 100-jährigem Hochwasser befinden an. Eine Vielzahl an Einsatzkräften aus dem ganzen Landkreis rückten daraufhin zur Unterstützung an. In der Wilhelm-Enßle Halle wurde für die Betroffene eine Notunterkunft errichtet. Neben Warn-Apps und Cell-Brodcast informierten die Helfer über Lautsprecherdurchsagen die Einwohner.

Durch die Zahlreich getroffener Maßnahmen in den vergangenen Stunden/Tage und das Nachlassen des Niederschlages entspannte sich die Lage am späten Morgen. Jedoch kam es im Verlauf der gesamten Woche noch zu Wassereinbrüchen, welche die Feuerwehr auf den Plan rief.
Auf Grund der zugespitzten Einsatzlage musste das Fest am Montag abgesagt werden. Alle Einsatzkräfte waren seit Stunden im Dauereinsatz.

Wir bedanken uns bei der gesamten Bevölkerung und den ortsansässigen Firmen für das große Verständnis, die Geschenke, Dankesworte und die Versorgung, welche uns erreicht haben. Ein großer Dank allen BOS-Einheiten die nach Remshalden zur Unterstützung geeilt sind. Ebenso muss man die hervorragende Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Winterbach, Gemeindeverwaltung Remshalden, Bauhof und Klärwärter hervorheben.

Der größte Dank allerdings gilt jedem einzelnen Feuerwehrangehörigen der letztes Wochenende weit über das normale Maß außergewöhnliches geleistet hat.

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